Bildung und digitaler Kapitalismus

Eine Visualisierung ausgewählter Argumentationszusammenhänge

Seit der Milleniumswende werden neuere Entwicklungen kapitalistischer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen international häufig unter dem Label «digitaler Kapitalismus» diskutiert. Dabei haben sich unterschiedliche Akzentuierungen und Thematisierungsweisen herauskristallisiert, die u.a. mit den Begriffen ‘postindustrieller Kapitalismus’, ‘Datenkapitalismus’, ‘Plattformkapitalismus’, ‘kybernetischer Kapitalismus’, ‘Überwachungskapitalismus’, ‘algorithmischer Kapitalismus’ und ähnlichen Begrifflichkeiten assoziiert werden. Die damit verbundenen Entwicklungen der industriellen Monopolbildung, der Kontrolle von Märkten sowie der Monetarisierung von Daten, digitalen Schnittstellen und medialen Nutzungsformen betreffen alle Lebensbereiche und Kulturen der Digitalität und nicht zuletzt auch das Bildungssystem. Im Herbst 2021 hat sich im deutschen Sprachraum eine Initiative «Bildung und digitaler Kapitalismus» formiert, die sich in kritischer Absicht mit der Rolle der globalen Bildungsindustrie sowie mit neueren Formen der Digitalisierung, Datafizierung, Standardisierung, Optimierung, Kommerzialisierung und Privatisierung insbesondere in schulischen Bildungskontexten befasst. Die nachfolgende Visualisierung basiert auf einer Auswahl von unterschiedlichen Charakterisierungen und Argumentationen, die im Zusammenhang schulischer Lern- und Bildungsprozesse relevant sind. Sie bietet einerseits konkrete Einblicke in die komplexe Diskurslandschaft und andererseits eine Übersicht über argumentative Zusammenhänge insofern ergänzende, komplementäre, verträgliche und widerstreitende Aspekte in visueller Form verdeutlicht werden. Damit will die Visualisierung zu einer differenzierten und kritischen Auseinandersetzung an den Nahtstellen von Entwicklungen im Bildungswesen und im digitalen Kapitalismus beitragen. Die Verweise auf diverse Entwicklungsoptionen machen dabei deutlich, dass verbreitete bildungsindustrielle, bildungspolitische und bildungsökonomische Suggestionen keineswegs alternativlos sind.